Tauglich für den Allag der kürzeren Wege ist der Renault Zoe und deshalb das beliebteste Elektroauto. Foto Renault

Trotz der elektrischen Prämie gibt es kein Gedränge um die E-Autos / Deshalb denkt die Bundesregierung an die Bonusverlängerung bis Ende 2020 / Ob das wirklich greift?

Die Euphorie der einschlägig vorbelasteten Medien ist kaum noch zu übertreffen. Keine Ausgabe von „auto, motor und sport“ sowie der „Auto Bild“ kann darauf verzichten: Große Geschichten mit großen Lobeshymnen, unrealistischen Erwartungen und überaus positive Prophezeiungen zur künftigen Entwicklung werden vor allem einem Thema gewidmet: Neuen Elektroautos, ihren Fahrleistungen, den Fortschritten beim Betrieb, den größeren Reichweiten und den zu erwartenden Verkäufen. Das E-Auto erfährt in den Auto-Bilderblättern (und nicht nur in den beiden genannten) eine mediale Unterstützung, wie kaum ein technisches Gerät zuvor. Zwölf Zylinder mit 712 PS und 24 Liter Spritverbrauch auf 100 km oder zwei Zylinder mit Turbo und drei Liter Verbrauch wie der High-Tech-Kabinenroller vom damaligen VW-Chef Ferdinand Piech sind out. Wenn es nach den Autozeitschriften geht, dann gehört die Zukunft zumindest in Deutschland dem E-Auto. Von Nachteil ist allerdings, dass die Tränke sich gut gefüllt hatte, die Pferde aber nicht trinken wollen. Denn die Realität richtet sich nicht nach den Vorstellungen der motorischen Meinungsmacher. Statt umzuparken im Kopf und künftig zu stromern, verweigern sich noch immer die allermeisten Autokäufer. Nicht einmal der vom Staat mit 600 Millionen Euro gefüllte Geld-Kessel zur Förderung der Elektro-Mobilität konnte für positive Impulse sorgen. Seit Juli 2016 werden hier aus Steuermitteln sogenannte Prämien bereit gehalten als Zuschuss. 4000 Euro gibt es auf Antrag beim Kauf eines E-Autos, je zur Hälfte finanziert vom Staat und von der Autoindustrie. Mit 3000 Euro sollte den Käufern beim Erwerb eines Plug-in-Hybrid-Vehikels unter die Arme gegriffen werden. Allerdings durfte der Kaufpreis nicht über 60 000 Euro (der bei auto, motor und sport überwiegend mit Lob bedachte, neue Audi e-tron kostet rund 80 000 Euro) liegen, die politischen E-Strategen hatten wohl damit gerechnet, reiche Leute ließen sich auch ohne Nachlass zum elektrischen Fahren verführen. Aber weit gefehlt: Die jüngste Statistik des für den vermeintlich elektrisierenden Geldsegen zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle hatte die Euphorie zu dämpfen. Denn bis Ende 2018 hatten die Beamten insgesamt seit Juli 2016 lediglich etwa 91 000 Anträge zu bearbeiten. Rechnerisch stünden Steuermittel für 300 000 neue E-Autos und Plug-in-Hybride zur Verfügung. Bei einem noch recht übersichtlichen E-Auto-Angebot im Jahr 2017 waren es fast 39 000 Anträge, deren Zahl für das Jahr 2018 mit etwa 45 000 nicht gerade explodierte. Bis zum Auslaufen des offenbar unbeliebten Förderprogramms in diesem Jahr 2019 werden die Zulassungszahlen für E-Autos zwar ansteigen. Wenn sich die Quote wegen Werbetrommelfeuer, Diesel-Fahrverboten und Dienstwagen-Steuergeschenken auf drei Prozent Marktanteil vergrößert, werden die Elektro-Fans wohl auf den Straßen tanzen. Aber das ist höchst ungewiss. Denn im Vergleich zu High-Tech-Verbrenner-Modellen mit Verbrauchs- und Schadstoffwerten, die sich zum Teil den Mess-Grenzen nähern, bleiben die angeblichen Umwelt-Autos weiter elektrische Exoten. Das zeigt auch die deutsche Zulassungsstatistik für das Jahr 2018: 3 440 000 neue Autos wurden verkauft, das deutet eher auf ein ungebrochenes Vertrauen der hiesigen Autokunden zu Benziner- und Diesel-Fahrzeugen hin. Denn davon waren etwa 0,9 Prozent sogenannte Plug-in-Hybride, die an der Steckdose zu laden sind und auch mit ihrem Verbrennungsmotor fahren können. 1 (im Wort: Ein) Prozent der Zulassungen vereinten alle am Markt teilnehmenden E-Autos, von denen der schnuckelige und relativ billige Renault Zoe das meistverkaufte Gefährt ist. Nicht ohne Stolz durfte Renault zum Jahresbeginn 2019 mitteilen, das meistverkaufte Elektroauto auf dem deutschen Markt sei „ein Franzose.“ Ja, 6400 stromernde Zoe-Einheiten holten sich deutsche Kunden bei den Renault-Händlern ab. Zu Preisen ab rund 22 000 Euro, zuzüglich die Batterie-Miete. Das darf doch euphorisch von den Propheten der E-Auto-Segnungen gefeiert werden. (wp)