So sieht der Blick auf Einzelheiten des aktuellen Automarkts aus

Im Temperatur-Rekord-Monat Juli gingen 332 788 neue Autos über den Tresen. Ein sehr guter Wert des deutschen Automarkts für 2019, fast 5 Prozent mehr als 2018 und gut genug für die bessere Sieben-Monats-Rechnung: Gegenüber 2018 punktet mit 2,18 Millionen neuen Autos ein Plus von 1,2 Prozent. Allerdings für manche Kritiker des Autowesens eher ein Signal des Überflusses.

Dennoch geht es mit flottem Anlauf für Elektro-Antrieb, den Diesel, für SUVs und den Stern auf der Haube in den Spätsommer über. Folgt dann, womöglich doch erwärmt von einer flauen IAA in Frankfurt (leidet unter Importeur-Marken-Absagen), ein heißer Jahres-Endspurt? Neue Modelle haben die Kunden schon immer aufgeweckt und aktuell wollen wieder mehr Privatleute ein neues Auto: Sie kaufen immer mehr E-Autos, SUVs und Geländewagen und verschmähen dabei die traditionellen Bestseller.

In der offiziellen Zulassungsstatistik liegt zwar der ewige VW Golf weit vorne, aber seine Position bröckelt: Im Vergleich zum Juli 2018 fielen die Neuzulassungen des VW-Herzschlagtyps um 17 Prozent, für die ersten sieben Monate 2019 muss VW einen Golf-Rückschlag von 11 Prozent auf dem deutschen Markt verkraften. Womöglich liegt das am Erfolg eines anderen VW-Typs aus dem Lager der SUVs: Denn um 17,1 Prozent legte im Juli 2019 der VW Tiguan zu, das meistverkaufte SUV-Modell in Deutschland, mit der Technik vom Golf und den begehrten Hochsitzen für die Passagiere, Wachstum auch beim kleineren VW T-Roc: Ein Plus von 28 Prozent im Juli, für die ersten sieben Monate von 73,5 Prozent (!), auch der kompakte VW T-Cross ist mit fast 3000 Verkäufen im Juli dabei. Offenbar wird die klassische VW-Limousine mitsamt der Variant-Variante verschmäht, der Passat schwächelt, trotz jüngst erfolgter Überarbeitung, 22 Prozent weniger Neuzulassungen im Juli, von Januar bis Juli über 20 Prozent weniger, insgesamt verliert VW rund 5 Prozent: Kann VW nicht liefern oder steigen die Kunden auf und hoch zur Mercedes C-Klasse? Bei der gab es im Juli einen Zuwachs von 38 Prozent auf 6420 neue C-Sterne, für die nicht mehr ganz so A-Klasse mit ihren unterschiedlichen Hüten auf übergreifender Technik-Plattform begeisterten sich 3700 Kunden, rund 19 Prozent mehr als im Vorjahrs-Juli.

Unverändert geradlinig ist der Herkunftstrend: Deutsche Kunden kaufen Autos von deutschen Konzernen. Unter den fünfzig erfolgreichsten Typen sind nur sieben Modelle von Import-Marken, der Cinquecento ist der einzige Fiat in dieser Liste, Dacia Duster und Sandero sowie Renault Captur und Hyundai i30/Kona/Tucson sind die letzten Zeugnisse für die Offenheit der deutschen Autokäufer, aber kein einziges Japan-Modell schaffte es im Juli 2019 unter die Fünfzig-Meistverkauften. Relativ (!) stark gewachsen sind die E-Zulassungen: 5963 Elektroautos wurden im Juli 2019 neu zugelassen, das entspricht im Vergleich zum Juli 2018 einem Plus von 136 Prozent, für die ersten sieben Monate von 87 Prozent. Ob sich daraus der längst versprochene E-Durchbruch ableiten lässt? Meistverkauftes E-Mobil von Januar bis Juli ist der Renault Zoe (6461), vor dem Tesla Model 3 (5806), dem BMW i3 (5239) und dem VW e-Golf (3687). Dem Tesla Model 3 fährt der Audi e-tron recht zügig in die Verkaufsflanke: 530 Exemplare des e-tron liegen im Juli 2019 vor den 454 Stück des Tesla. Mal sehen, ob sich der Audi wirklich etabliert, immerhin wird schon eine zweite, etwas schwächer und billigere e-tron-Variante nachgeschoben. Alles ist relativ: Rein elektrisch betriebene Mobile erreichten im Juli einen Anteil bei den Neuzulassungen von 1,8 Prozent. Immerhin soviel wie Citroen, die von sich mit einer Marketing-Aktion zur gefakten Umstellung des Markennamens auf Zitrön von sich reden machten. Dass der Diesel lebt, zeigt der heiße Juli: 33 Prozent der Neuwagen fuhren selbstzündend in den Deutschen Markt.

Weil immer weniger Liebe unter den Menschen ist, rutschten viele Liebhaber-Marken im Juli ins Minus: Porsche, Subaru, Alfa Romeo, DS, Ferrari, Maserati, Bentley, Cadillac, Aston Martin und Morgan mussten Verluste hinnehmen. Dagegen lebt die Liebe zur wieder belebten Sportwagenmarke Alpine (Je t´aime) auch in der Juli-Zulassungsstatistik: 26 Alpine-Exemplare wurden an Menschen mit Zweisamkeits-Liebe ausgeliefert. Wann die wohl bestellt haben? (wp)