… und dann ist es doch mit der Stille des Morgens vorbei. Nur sehr kurz winselt der Anlasser, die ersten Zündungen des Vierventil-V8 zerfetzen den Nebel und alle mittelscharfen Sportwagen in der Nachbarschaft ziehen ihre Schwänze ein, als die Kupplung greift und der Biturbo anschwillt, dann wird es dem 3,2-Liter-2×2-Nockenwellenteufel endlich warm und bei 6000/min knallen die Gänge rein, das Pedal klebt an der Spritzwand, der Motor schnappt fast über, der Fahrer auch, nach 5 Sekunden zucken 100 km/h auf, 260 Spitze am frühen Sonntagmorgen in der Einsamkeit eines abgesperrten Kurses, das ist wie das Schlagzeuggewirbel von Ginger Baker im Ohr und die Gänsehaut eines korpulenten Federviehs im Nacken: Ende der 1980er Jahre war der damalige Maserati-Eigner so weit, sich für ein neues Achtzylinder-Triebwerk zu entscheiden: Nach Jahrzehnten schmeichelte und schrie wieder ein neuer V8 auf öffentlichen Straßen unter dem Dreizack-Signet. Alejandro de Tomaso musste vielleicht ein wenig in der Portokasse kramen, aber am 14. Dezember 1989 lief die Maschine dann im „nicht einfach zu verstehenden“ Design, wie Maserati-Kenner und Buch-Autor Jürgen Lewandowski schrieb. Für dieses hoch polarisierende Design war Marcello Gandini verantwortlich, eine Formgebung, „die Maserati-Liebhaber in Begeisterungsstürme oder Schreie des Entsetzens ausbrechen ließ“ (wieder Lewandowski, in „Maserati, Motorbuch Verlag“).

So fuhr vor dreißig Jahren das noble Italien

Der vor dreißig Jahren aufgelegte Maserati Shamal verstört noch heute den Betrachter. Allerdings ist er auch kein alltäglicher Anblick. Denn bis zur Produktionseinstellung 1996 wurden insgesamt nur 369 Exemplare ausgeliefert. Davon sind noch etliche in amerikanischen Liebhaber-Händen, die sich nicht mehr von dem Shamal trennen wollen. 1993 wurde der V8-Maserati laut Lewandowski bei „Italia Automobili GmbH“ für 166 750 D-Mark offeriert. Maserati-Enthusiasten würden im Jahr 2019 ihren Schatten an den Teufel abtreten, um für diese Summe einen Shamal zu erwerben. Allerdings war ein gut im Saft stehender Shamal nicht einfach zu fahren, wirklich schnell durften nur Profis damit unterwegs gewesen sein. Der kurze Radstand, die Gewichtverteilung und die unter voller Last überraschend einsetzende Spitzenleistung forderten den professionellen Umgang mit dem Shamal. Die „Pedal-to-the-Metal-Begegnung“ verlief ohne Probleme vor fünfzehn Jahren auf einem französischen Privatgelände. Nur der Fahrer war danach ein wenig durchgeschwitzt. (wp/Foto Maserati)