Ja die große Freiheit, die schöne Zukunft – mit E-Mobility wird alles gut / Foto Tesla

UNTERWEGS: DAS TESLA TRUCKER-TANDEM

Autobahn A3. Tatort Beratzhausen. Das Asphaltband schlängelt sich ein wenig, es geht kaum bergauf und gut bergab, dünner Verkehr. Beste Voraussetzungen also und alles fließt rasch. Doch was ist das? Da vorne, der Lastzug. Grell leuchtet die Aufschrift auf der Plane. Ein bekanntes Unternehmen. Aus dem Ostblock, äh, sorry, das war einmal, nun aus der blühenden Landschaft im südöstlichen Europa. Und was ist das dahinter? Hängt da noch einer dran? Am Seil? An einer Stange? Neugierig näher, anschauen. Ach, es ist ein Tesla! Telefoniert der Fahrer, fährt er teilautonom und ist eingeschlafen? Oder warum rückt er dem Magyar derart dicht auf die Pelle? Noch ein Stück vor, Tempo wegnehmen, hinschauen. Nee, der ist vollkonzentriert, beide Hände am Lenkrad, Blick stur nach vorne gerichtet, angespannt, bremsbereit, wenn es das Auto selber machen sollte.

Schöner Wagen, kostet locker einen Hunni mit einigen Nullen, also hunderttausend Euro. Soll ja auch abgehen wie Schmidts Katze und locker mal Tempo Weiß-nicht-bei-wieviel-der-eingebremst-wird machen. Aber so, warum gurkt der mit Tempo 86 hinter dem Laster her? Begleitschutz für eine Ladung ungarischen Spitzpaprika? Rätseln, weiterfahren, Tempo 150 vorlegen, weg von dem seltsamen Windschatten-Konvoi west- östlichen Fahrzeugbaus.

Autobahn A9, kurz nach Ingolstadt, es geht nordwärts, die letzten aus den Büros strömen heim, dreispurige Autobahn, schon weniger Verkehr, es geht mehr als zügig voran. Doch dann flackern Bremslichter auf. Es stockt, Tempo 90 ist angesagt, dahinzuckeln. Na klar, da, auf der mittleren Spur, ein LKW-Rennen. Doch warum kriecht die linke Spur? Kopf hoch, mal nach rechts, mal nach links gebeugt, kein hoher Aufbau zu sehen, warum so trödelig voran? Geduld, es wird schon werden. Es zieht sich. Endlich kommt Bewegung in die Sache. Das Lasterrennen ist abgewinkt, der Überholer hat aufgegeben, verloren sozusagen oder als Klügerer nachgegeben. Die mittlere Spur ist wieder frei, der Schlangenkopf auf der linken bewegt sich im Zeitlupentempo nach rechts. Ach, sieh da, der Trödler fährt ein T-Modell. Nicht, nicht das legendäre von Henry Ford. Das von Elon Musk, dem Daniel Düsentrieb der Autoindustrie. Aber warum so langsam? Der könnte es doch den anderen mal so richtig zeigen. Was sein elektrisch betriebener Straßenfeger drauf hat. Aber wie lange reicht die Energie, wenn man toujours 150, 160 fährt? Bis Greding? Und dann? Ladesäule, Vesperbrot? Und das auf dem Weg nach Frankfurt zwei Mal. Erst lockerer Leberkäs in Oberbayern und dann krosse Bratwürste in Franken. Nur zwei Begegnungen von vielen, die nach eben diesem Schema ablaufen. Elektrisch fährt rechts, am besten im Sog eines Lastwagens. Weil halt sonst der Sprit – ja, der Strom natürlich – nicht reicht. Erhebt sich nur die Frage, warum man viel Kohle für ein ultrateures Fahrzeug hinlegt, um damit im Schneckentempo auf der Autobahn herum zu gurken. Erkauft man sich bewusst die Langsamkeit? Aber vielleicht wird das ja später mal was mit dem Normaltempo- zumindest mit der Richtgeschwindigkeit. Ach so, der Weg ist das Ziel! Na gut, aber bei welchem Zeitaufwand und mit welcher Effizienz? Darüber denkt der nach, der doch recht flott links vorankommt und dann selbst auf 100 km gerade mal an der Sechs-Liter-Verbrauchsmarke kratzt. Und sich seines gar nicht so schwachen Diesels erfreut, dessen Reichweitenanzeige dann und wann signalisiert, dass man einen Tausender ohne Tankstopp schaffen könnte. Tausend Kilometer am Stück, und das ohne zu trödeln auf der rechten Spur. Aber da war doch was: Ist diese in manchen Städten nicht ohnehin schon für die E-Autos reserviert? Aber jetzt auch auf der Autobahn? (wip)