Auf die Idylle ist für das romantische Cabrio-Gefühl nicht zu verzichten, dennoch ist sie eine trügerische: Nur drei Jahreszahlen durfte die Opel Olympia Cabriolet Limousine in ihren Lebenslauf eintragen: 1950, 1951 und 1952 fuhr sie als Cabrio mit ihrem zwischen den festen, seitlichen Fensterrahmen nach hinten geschobenen Stoffverdeck durch blühende Sommer. Schon 1953 meldete sich der neue Opel Rekord im neuen Design, man nannte es die Pontonform, auch mit einem großen Stoffdach über den vier Sitzen und mit weitgehend modernisierter Technik. Was auch nötig war, denn der erste Olympia nach dem Krieg basierte direkt auf dem Vorkriegsmodell, das noch bis 1940 gefertigt wurde. Auf dem zeitgenössischen Opel-Foto sitzen wohl Mutter und Tochter spielerisch mit Blümchen beschäftigt im Wiesen-Gras. Dahinter sind zwei Ebenen zur Betrachtung frei gegeben: Im weichen Blau mit viel Chrom, das offene Dach liegt hinter den Rücksitzen, das erste Nachkriegsmodell von Opel. Dieses Modell mit großem Faltverdeck überhaupt zu bauen, das war auch ein Beweis für den Zukunfts-Optimismus, der in dieser Zeit des Aufbruchs den Menschen zu eigen war. Hinter dem schnittigen Olympia-Kühler blühen wohl Obstbäume, und irgendwo rauschte in Sichtweite zum Rüsselsheimer-Stammwerk der Main vorbei. Trotz aller Idylle wurde bei Opel damals unter dem ersten Generaldirektor der Adam Opel AG nach dem Zweiten Weltkrieg, Edwin W. Zdunek, hart am Wiederaufbau gearbeitet. So entstanden in rascher Folge neue Opel Kapitän- und Olympia-Generationen in jenem wuchtig-eleganten Stil, der für die damals stilbildende Marke prägend war. Drei Karosserie-Versionen entstanden Anfang der 1950er-Jahre von diesem Olympia, alle mit zwei Türen, die Limousine kostete nach der Währungsreform 6400 Mark, der Kombi mit Karosserien von Spezialfirmen und steiler Klinken-Hecktür, kam auf 7350 Mark und das bereits wieder Lust am mobilen Leben verbreitende Cabrio wollte mit 6600 Mark bezahlt werden. Vom VW 1200 wurde das ebenfalls viersitzige Cabriolet mit der Karosserie von Karmann zu 6950 Mark verkauft, lief aber viel länger im Verkaufswind als der Olympia Opel.


Opel Cascada, läuft aus zum Ende 2019 und Rekord C, Jahrgang 1967 bis 1971  / Fotos Opel

Während dieser als ein historisches Dokument gelten darf, gilt der zur Zeit letzte offene Opel den Freunden der Marke eher Anlass zu Empörung: Vom Ende 2012 an fuhr der glamouröse Opel Cascada auf, und wurde zum Symbol für die Überwindung der damaligen Schaffens- und Produktionskrise. Sein wohl einziger „Makel“ ist seine Verbindung zur GM-Marke Buick und der Produktionsstätte in Polen. Zusammen mit den einst als trendig eingeschätzten Typen Adam und Karl fährt der Cascada aus dem Opel-Programm. Aber die von etlichen Cabrio-Modellen zum Beispiel auf Basis des Rekord (Autenrieth), des Monza (Keinath), dem Opel Rekord (Karl Deutsch) oder Opel Astra angefütterte offene Geschichte der Blitz-Marke könnte auch unter den Fittichen der Franzosen fortgeschrieben werden: Denn PSA soll für die Premiumabteilung „DS“ oder für die Marke Citroen über ein viersitziges Cabriolet nachdenken. Die offene Idylle von Opel verdiente durchaus eine Fortsetzung. (wp)