Perfekter Auftritt vor standesgemäßem Gefährt, Ludwig Leyerseder in der Rolle des Capo / Im Hintergrund ein Bentley MK VI von 1955 / Foto: Marc Reidy / Schweiz

Borsalino, filterlose Fluppe im Mundwinkel, dunkler Anzug, schwarzer Citroen Traction Avant – das war die Kombination schlechthin, die in Gangsterfilmen früherer Machart zum Repertoire gehörte. Nein, nicht einfach nur Requisite war dabei die dunkle Limousine, sondern oft Hauptdarsteller, ein Kultgefährt, gelobt als Gralshüter der Gangsterautos. Am besten in hohem Tempo auf einer ländlichen Allee bewegt, verfolgt von einem hoffnungslos unterlegenen Renault Dauphine Polizeiwagen, dahinhuschend zwischen den dunklen Schatten, den Bäume aufs schimmernde Kopfsteinpflaster werfen. Das Ganze, klar, in Schwarz-Weiß. Film noir. Car noir. Kaum ein Gangster-Auto hat es zu solcher Berühmtheit gebracht, wie der aktuell wieder entdeckte Traction Avant. Wieder entdeckt, weil er neben der Göttin DS und dem 2CV zu den wichtigsten Protagonisten der jetzt gefeierten, 100jährigen Geschichte der französischen Marke gehört.

Aber nicht nur Citroen hat Gangster-, Krimi- und Kult-Autos hervorgebracht. Es gibt eine ganze Reihe rollender Stars. Charaktervolle Automobile mithin, die oft den Hauptdarsteller zur Nebensache verkommen ließen. Unvergessen Steve McQueens hasarde Jagd über die Hügel von San Francisco – in einem dunkelgrünen Ford Mustang GT 390 Fastback. Jerry Cotton wiederum, Haupfigur der 850 Millionen mal verkauften Romanheft-Reihe, ist unzertrennlich mit seinem roten Jaguar verbunden. Und, ja, das tragische, rollende Überbleibsel  des Gangsterpärchens Bonnie und Clyde, steht heute, durchsiebt von Kugeln, in einem Museum – aber immer noch gut erkennbar als Ford V8 730 Deluxe Sedan.

Eine ganze Reihe unterschiedlicher Modelle, darunter auch der Marke BMW, hat James Bond gefahren und geschrottet. Um auch deutsche Auto-Krimi-Geschichte nicht ganz außen vor zu lassen: Wenn Harry den Wagen für Inspektor Derrick holte, dann war auch ein 5er-BMW im Spiel. Überhaupt BMW: Der Einsatzwagen Funkstreife Isar 12 darf nicht vergessen werden, ein wunderschöner, blaulichtgekrönter Barockengel (Typ 501). Aber es ging auch kleiner: Im „Italian Job“ verhalf ein Mini den alternden Gaunern zur Flucht aus Turin. Der bekannteste Miami-Vice-Cop wiederum durfte in einen Ferrari Testarossa zu den Tatorten eilen. Behäbiger war da schon Ermittler Columbo unterwegs, der in einem alten, klapprigen Peugeot 403 Cabrio an Tatorten auftauchte. Ein Auto, das noch besser zum abgewetzten Trenchcoat als zum Inspector selbst passte.

Ein Fahrzeug aber muss in der langen der Reihe der rollenden Hauptdarsteller besonders erwähnt werden: Ein von der California Highway Patrol ausrangierter 74er Dodge Monaco mit 7,2-l-V8-Motor. Damit waren die Blues Brothers im Namen des Herrn unterwegs und sorgten für die wohl größte und schönste Auto-Zerstörungsorgie aller Zeiten. Per Verfolgungsjagd wurde ein komplettes Einkaufszentrum zerlegt und zum Finale hin ein wahres Streifenwagen-Massaker angerichtet. Insgesamt blieben 103 zerstörte Autos auf der Strecke. John Belushi und Dan Aykroyd aber kamen, dank des Dodge Monaco mit  „Bullenmotor“ und „Bullenfahrwerk” (technisch-korrekt: Heavy-Duty-Paket) letztlich an ihr Ziel.Auch heute gibt es noch beliebte Fahrzeuge bei schnell reisenden Tätern. So ist bekannt, dass eine Truppe von Geldautomaten-Sprengern, hauptsächlich im Grenzgebiet zu den Niederlanden tätig, gerne auf Audi setzt. Vornehmlich Audi A6 Avant, wenn möglich mit RS-Paket, 560 PS stark. Straff, sicher, schnell – Polizeiautos, obwohl oft ordentlich motorisiert, waren in diesen Fällen meist nur zweiter Sieger. Womit wir wieder beim Citroen Traction Avant und der hinterherhechelnden Renault Dauphine wären. Alles ganz wie früher.