Irgendwie sind die Helden müde. Bennie Griessel säuft nicht mehr, er will seine Alexa heiraten und traut sich (fast) nicht, der einst mitleidlose Assegai-Kämpfer Tobela heißt jetzt Daniel, ist untergetaucht, grübelt über seine einst tödliche Tätigkeit und hält eine Möbelschreinerstube in Bordeaux sauber. Freilich sorgen im zähen Lauf der 438 Seiten doch noch ein paar dramatische Ereignisse für heftigeres Lesen und Blättern, aber der alte Schwung in dieser geschätzten, knapp-wuchtigen Erzählweise von Deon Meyer ist dahin. Es schimmert im „Beute“-Band stärker denn je eine Art von bekanntem Schema in Aufbau und Ausdruck durch und – noch schlimmer – der Leser ist in Gedanken der Handlung voraus und er begegnet neben den beiden tapferen und taffen Polizeikräften Griessel und seinem Kollegen Vaughn Cupido keinen Akteur, bei dem es lockte, ihn mit Empathie zu begleiten. Vielleicht ist der Autor auch ein bisschen müde. Deon Meyer, „Beute“, Verlag rütten & loening, mit Glossar 444 Seiten, 20 Euro. (wp. )
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Hundert Jahre Fiat in Deutschland: Es gibt auch schöne Erinnerungen
Von Wolfgang Peters (wp)
Es ist uns ein Jubiläum bekannt geworden. Seit hundert Jahren sei die italienische Marke Fiat, so heißt es, mit ihren Autos auf dem deutschen Markt unterwegs. Das ist mit Blick auf die emsigen Asiaten nicht selbstverständlich und zeigt, dass die Autos aus dem Süden von Europa und von Deutschland (es wurde auch an zwei deutschen Standorten gefertigt) langlebiger sind, als ihnen einst vorgeworfen wurde. Korrosion oder banaler Rost, das war in den 1960er Jahren und einige Zeit danach schon ein Thema, nicht nur bei den Italienern. Hoch drehten die Motoren und die deutsche Autobahn bekam ihnen nicht immer gut. Aber in meiner Familie waren über die Jahre hinweg immer Fiat unterwegs. Man war mehr oder weniger zufrieden mit ihnen. Meist gebraucht gekauft, im Preis billiger als die langweilige deutsche Konkurrenz, wurden sie viel gefahren und wenig gewartet. Sie bekamen Benzin (den Liter für fünfzig Pfennige) und Schmieröl und bisserl Wasser, weil die Italiener in der Regel damit kühlten. Und das war es denn auch. Existenzbedrohend lange hielten die Granden in Turin an ihrem Heckmotor-Konzept fest, der Erfolg gab ihnen lange Zeit recht. Aber dann purzelten die frontgetriebenen 127 und 128 in allerlei Varianten von den Bändern und sie wurden begeistert aufgenommen. Davor waren Fiats wie der putzige Cinquecento oder klobige Multipla entstanden, die heute Kult sind oder eine skurrile, gleichwohl zukunftsträchtige Erscheinung waren. Und der Frontantrieb, zum Beispiel im Heckklappen 127 erhöhte ungemein die Fahrsicherheit. Mit den 45 PS des 900-Kubikmotors demütigten wir alle Völker in ihren Wagen, der 127 klebte auf der Straße, brachte etwa 700 Kilo auf die Waage und seine Zweier-Besatzung waren magere Menschen. Damit war auch die Neigung der hecklastigen 600er/770er/850er abgelöst, sich in zu schnellen Kurven mit dem Hintern erst nach außen, und dann andersherum zu orientieren, um sich dann gerne übers Dach abzukugeln. Dabei ist uns nix passiert, aber lehrreich war es schon. In den folgenden Jahren kippte fast die ganze Firma, aber nur beinahe. Schließlich brachte Besinnung auf die große Stärke der kleinen Wagen mit Uno, Punto, mit Panda und dem genialen Designzauberer Cinquecento die Wende zum Besseren. Heute ist Fiat mitsamt seinen weiteren Marken ein Teil des Stellantis-Konzerns. Wenn es Fiat hilft, eine europäische Marke zu bleiben, dann soll es uns recht sein. Ach ja, den Fiat 124 Sport Spider hätten wir nicht verkaufen sollen. Er ist uns halt zu häufig einfach stehen geblieben. Sogar in Rom, gleich beim Vatikan. (wp.)
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Das Jahr hält nicht, was es versprochen hat. Bis jetzt.
Wo sind die Raben? Alle sind da, aber man sieht sie nicht.
Mehr als drei Milliarden Euro sind im Jahr 2021 als staatliche Stütze zur Förderung der E-Mobilität geflossen: Nur zur Klärung, das sind dreitausend Millionen. In diesem Jahr soll das Geld noch sprudeln, ab 2023 nur noch für reine E-Autos, über die künftige Behandlung der Hybriden wird noch gestritten. Den Teilzeit-Elektrikern droht das Förderungsaus. Das geht der FDP gegen den Strich, aber die Grünen wollen auf Kosten der Hybriden sparen. Ein unbekanntes Verhalten in diesen Zeiten. Kein Wunder, dass die in Wirklichkeit überteuerten, reinen E-Vehikel im Vergleich zu Verbrennern fast als Sonderangebote wirken. Daraus hat sich ein Stromer-Boom bei den Neuzulassungen entwickelt. Manche sagen auch Strohfeuer dazu. Den Löwenanteil vereinen lediglich zehn Erfolgstypen auf sich: Von diesen gingen im Jahr 2021 Januar bis März rund 30 000 Einheiten frisch an die Steckdosen. Im gleichen Zeitraum 2022 waren es schon fast 84 000, allein im März wurden davon knapp 35 000 reine Stromer neu zugelassen. Spitzenreiter sind die Tesla 3 und Y, dann folgen der Fiat 500e und der auslaufende BMW i3 (Marktstart vor neun Jahren!), auf den Rängen fünf bis zehn: Hyundai Kona Elektro, Renault Zoe, Audi e-tron, Mini SE, Skoda Enyaq iV und das VW-Duo ID.4/ID.5. Generell folgte der Automarkt einem Schrumpfkurs. Die Ursachen sind bekannt, nach Corona, Chipmangel und fehlenden Teilen leidet die Kundschaft unter einer gewissen Lustlosigkeit. Wofür wir Verständnis aufbringen. (wp.)
Mehr war wohl nicht drin und blieb auch ohne amtliche Ahndung: Mit 417 km/h auf der A2 zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt unterwegs war ein tschechischer Immobilienunternehmer. Davon spielt ein Erfolgs-Video im Internet, und die zuständige Polizeibehörde ermittelte, weil ein verbotenes Rennen vermutet wurde. Aber das konnte nicht belegt werden, es gab kein Tempolimit, die Strecke war frei, trocken und fast ohne Verkehr. Weil auch ein „Alleinrennen“ ausgeschlossen wurde, blieb der Schnellfahrer ohne Anklage. Von den aktuellen Bugatti-Typen erreichen der „Chiron Super Sport“ und der „Bolide“ Tempi über 400 km/h, der Bolide wird mit über 500 km/h notiert, die Einstiegsversion „Pur Sport“ wird wegen einer geänderten Getriebeübersetzung zugunsten besserer Beschleunigung (Null bis 100 km/h in 2,3 Sekunden) mit 350 km/h angegeben. Ältere Bugatti Chiron wurden bei 380 km/h abgeregelt, konnten aber mit einem speziellen Schlüssel für 420 km/h frei geschaltet werden. Alle Bugatti tragen den noch zu Zeiten von VW-Chef Piech entwickelten 8-Liter-W16-Motor mit 1500/1600/1850 PS im Heck. Neuerdings firmieren die wie bisher in Molsheim gebauten Supersportwagen unter Bugatti/Rimac und kosten 3,5 bis deutlich über 4 Millionen Euro. (wp.)
Mehr Schärfe in den großen Hütten war noch nie. Offenbar macht das lukrative Porsche-Beispiel Macan Schule. So vertragen sich die Chilischoten nicht nur mit Carbonara, sondern auch mit der SUV-Körperlichkeit. Deshalb hält Maserati neben dem üppigen Levante jetzt auch den muskulöseren Grecale (verwandt mit dem Alfa Romeo Stelvio) in drei Leistungsstufen bereit, mit bis zu 530 PS in der Trofeo-Version. Alfa Romeo wiederum fährt Stelvio und Tonale auf, alles Varianten im Stellantis-Konzern, wie die kompakten Jeeps. Mit SUVs, das haben auch die Italiener lernen müssen ist gut verdienen, aber: Wir meinen, arbeitet euch besser noch an der Giulia ab, wirklich ein wundervoller Leistungsbeweis im noblen Limousinen-Stil, und nur ganz wenig krawallig. Woran liegt es, dass die Deutschen nicht so zugreifen? (wp.)
, es werden wohl noch mehr, zumindest auf deutschen Straßen
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