Schicke Autos und coole Architektur, aber wegen Corona leidet die Branche, und es lauern die Strafzahlungen
Ausgangssperre fürs Autohaus / Produktion und Handel sind ausgesetzt / Keine Chancen zum Erreichen der Grenzwerte
Schon in Vor-Corona-Zeiten klang das, was die EU in Sachen CO2-Strafsteuern den Automobilherstellern auferlegt hatte, als äußerste Herausforderung. Umgerechnet bedeuten die dem Umweltschutz dienenden Grenzwerte: 4,1 Liter Verbrauch je 100 km. Wer von 2021 an über seine gesamte Flotte hinweg diese Grenzen nicht einhalten kann, muss blechen. Und zwar so richtig. Im Durchschnitt 95 Euro pro gebautes Auto und für jedes über der Norm liegende Gramm! Es gibt zwar leichte Zugeständnisse für schwerere Autos, dennoch haut das dann vor allem bei jenen Fabrikanten mit größeren und stärkeren Fahrzeugen im Verkaufsprogramm, so richtig ins Kontor. Letztlich geht es um Milliardensummen – vor allem für deutsche Hersteller. Denn die bauen in der Regel teurere und hochwertigere Fahrzeuge und die sind halt konventionell nicht so sparsam zu betreiben wie Klein- und Kleinstwagen. Kein Wunder also, dass man vor allem bei BMW, Daimler und Volkswagen/Audi/Porsche um Abhilfe bemüht war. E-Autos und Hybride sollten schnell her, um den CO2-Ausstoß der Flotte zu senken. Doch dann kam Corona. Und dann das Verbot für den Kfz-Handel, Autos zu verkaufen, noch dazu. Ausgangssperre also fürs Autohaus. Noch schlimmer: In den Fabriken werden derzeit überhaupt keine Autos produziert. Werke sind geschlossen, es fehlen Teile, darunter auch zugelieferte Batterien für E-Autos – und das nicht nur bei Daimler und Co. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass die Hersteller die Gekniffenen sind – sie haben bei allem Bemühen gar keine Chance, die politisch beschlossenen, hoch gesteckten CO2-Ziele zu erreichen. Somit kommen zu allem Unglück, zu allen Verlusten auch noch horrende Strafen dazu. Was so manches Unternehmen an den Rand des Ruins treiben könnte. Selbst wenn, positiv gedacht, die Produktion Anfang Mai wieder anlaufen könnte, wird es nur langsam vorwärts gehen, weiterhin Engpässe geben. Und da wirken Corona-Krise und CO2-Grenzen zum Verderbnis der Autobauer (und von Handel und der Kunden) zusammen. Denn sowohl die E-Auto-Produktion zur Anrechnung mit Null-Schadstoffen, als auch die weitere Senkung der CO2-Emissionen bei den Benzinern kann wohl nicht mehr fristgerecht erreicht werden. Denn es kommt nicht nur auf die ganz oder teilweise still gelegten Auto-Werke an. Zulieferer sowie deren Lieferanten, Teilebauer und Spezialisten für Software sind gefragt, die gesamten Lieferketten müssen neu geschlossen werden, vor allem in der Ausrichtung auf das Großziel der europaweit vorgeschriebenen 95 g/km CO2: So schwebt vor allem über der deutschen Autoindustrie das Damokles-Schwert der europäischen Emissions-Vorschriften. Eine Panne, die zu epidemischen Pleiten im Gefolge der Corona-Krise führen könnte. Dennoch hat man bis heute nichts davon gehört, dass die strenge, quasi in Gesetzesform gegossene Regelung, ausgesetzt werden könnte. Ja, es gibt Wichtigeres, es geht um Menschenleben. Aber eben auch um Arbeitsplätze, also ebenso um Menschen. Was aber die deutsche Umweltministerin auch nicht stört. Sie gießt nämlich noch Öl ins Feuer und mahnt mit erhobenem Zeigefinger, man solle, auch wenn der Fokus jetzt auf Corona liegt, die CO2-Vermeidung nicht aus den Augen verlieren. Ob die kurzarbeitenden oder gar um ihre Stelle bangenden Beschäftigten der Auto- und Zulieferindustrie dafür Dankschreiben an SPD-Frau Schulze schicken werden, ist eher unwahrscheinlich. (wip. / Abbildung Mercedes-Benz)