Nicht ohne Stolz: Skoda-Oberer Maier hat Freude am neuen Octavia / Foto Skoda

Neuer Soda Octavia rückt größeren Konzern-Modellen auf den Pelz  

Wenn die VW-Tochter Skoda ein neues Modell vorstellt, dann ist – wie jetzt beim Octavia – in Anlehnung an die böhmische Glasmacherkunst von kristallinem Design die Rede, gelobt wird die handwerkliche Fähigkeit der Tschechen, die Hingabe, mit der sie auch an Details tüfteln. Und, wenn schon denn schon: Die Präsentation selbst gleicht einer großartigen Show, der auch der tschechische Ministerpräsident als Gast beiwohnt. Nicht effekthaschend geht das vonstatten, nicht zu laut, nie arrogant oder selbstgefällig. Erst eher still, dann aber doch selbstbewußt deutlicher werdend wie in Smetanas Moldau. Passen würde auch Dvoraks „Aus der neuen Welt“. Denn irgendwie ist das, was bei Skoda passiert, wirklich eine neue Welt.
Wie die vierte Generation des Octavia. Ein wenig größer. Mit markanter, aber zugleich feiner ziselierter Karosserie, die in Details an BMW (Hofmeister-Knick) und Volvo (Heck) erinnert, Mit modernen Motoren, mit Mild-Hybriden, mit Plug-in-Hybriden, mit Benzin, Diesel, Gas. Mit schickerem Interieur, mit bester Vernetzung, mit vielfältigen Assistenten. Vor allem aber  mit noch mehr Platz. Und zwar mit so viel Platz, dass man sich bei der Mutter Volkswagen und der anderen Tochter Audi Sorgen machen muss – und wohl auch macht. Denn der neue Octavia, wie immer als Limousine und Kombi zu haben, lässt nicht nur den VW Golf Variant weit hinter sich, nein, er rückt gar dem VW Passat und dem Audi A4 auf den Pelz. Und das zu Preisen, die – so man die genannten Modelle mit dem Octavia vergleichen will – als Affront durchgehen können. Weniger als 20 000 Euro für eine Limousine, mit der es sich sicherlich prima fährt und in der man fürstlich untergebracht ist, das ist mal ein Wort aus Tschechien.Vom VW-Konzern.
Und so wundert es nicht, dass offensichtlich Familienzwist herrscht. Konzernchef Diess wurde, wie man via Flurfunk so hört, bedrängt, um den Tschechen Einhalt zu gebieten. Der Feind sitze im Osten, ein Ordnungsruf müsse her. Ergo: Die Tschechen sollten sich wieder auf die Basis besinnen, weniger hochwertige Autos bauen, (noch) günstiger anbieten. Handfesten Streit soll es darob gegeben haben, letztlich aber zumindest zwischen VW-Diess und Skoda-Maier eine Art Stillhalteabkommen vereinbart worden sein.
In der Tat ist es schon ein wenig verwunderlich, dass Skoda beispielsweise jene Techniken und jenes Zubehör nutzen kann, das gerade eben im neuen Golf verbaut wird. Und auch bei den Antrieben sieht es wohl so aus, dass Skoda das hat, über das andere Marken im Konzern nicht in der gesamten Vielfalt verfügen können oder dürfen.
Das war, wie sich alte Fahrensleute erinnern, schon einmal anders. So kamen der Autor dieser Zeilen und der Macher von www.carsandcritics.de vor Jahren bei einem Treffen mit dem einstigen VW-Patriarchen Piëch auch auf Skoda zu sprechen und fragten, warum denn der damals vorgestellte Octavia nicht über die kleinen Silikondämpfer verfüge, die den Haltegriffen am Dach ein lautloses Zurückgleiten in die Ausgangsstellung ermöglichen. Oder andersrum: Warum fehlte dieser Pfennig-Artikel? Wie es Piëchs Art war, überlegte er lange, kannte aber das Detail und sagte dann: „Sie haben’s ihnen net geben wollen.“ (wip.)