Schöner spielen? Ob der Fahrer im autonomen Betrieb sich nur noch um den Bildschirm kümmern darf?

Elon Musk rüstet sich für Hochleistungskampf / Sieht so die Zukunft der elektrischen Mobilität aus? / E-Zertifikate bringen Geld in die Tesla-Kasse

Die Geister die ich rief: Viele Jahre haben ökologisch angehauchte Kreise (Prinzipiell nichts dagegen zu sagen, der Autor selbst bemüht sich auf seinem Grundstück für viel Natur) – nennen wir sie doch: Grüne nämlich – Tesla zum Vorbild für die deutschen Autobauer erkoren. Unumstritten ist, dass der Tausendsassa Elon M. die E-Automobilität salonfähig gemacht hat. Dass der Mann in Sachen Gewinnmaximierung und persönlichem Reichtum, was ja sonst in dieser politischen Szene eher verpönt ist, sogar Oligarchen übertrifft – eine Nebensache. Übersehen wurde dabei freilich, dass, von einem recht nackten Basismodell abgesehen, die elektrischen T-Modelle doch recht teuer und somit nur für bestens situierte Käufer zugänglich sind. Gut-Verdiener, sonst gescholten, taugen hier als Steigbügelhalter für die E-Mobilität.

Und nun das: Der in Brandenburg mit immensen Steuergeldern (für die geplante Batteriefabrik ist eine Milliardensumme im Gespräch) gepäppelte US-Konzern bringt einen richtigen Burner auf den Markt. Soll läppische 87 000 Euro kosten, 250 km/h schnell sein und in der Version S-Plaid+ sagenhafte 1100 PS  (in Worten: Eintausendeinhundert) leisten. Der Typ soll, so wird kolportiert, unterm Strich das schnellste Serien-Auto der Welt sein. 322 km/h Spitze sind angesagt. Ja, so wird Elektromobilität zur Zukunft! Da kommt sich der Autor mit seinen ersten E-Auto-Gehversuchen (145 PS) entweder arg minderbemittelt oder sehr vernünftig vor. Aber es ist klar, worum es geht: Elon Musk will Kleinserien-Herstellern, die mit hochgepowerten E-Sportwagen auf den Markt drängen, den Wind aus den Segeln nehmen. Ein Piech-Nachkömmling zählt zu diesen Protagonisten (auf das Auto wartet man noch) und diverse Hersteller aus USA und China haben zudem bekundet, diesen speziellen Markt der Neureichen aufzumischen. Was noch fehlt, sind jedoch Fahrzeuge die man real kaufen kann, und so mancher Super-E-Auto-Traum wird wohl wie eine Seifenblase platzen.

Aber Tesla kann wohl in absehbarer Zeit liefern. Und damit auch Porsche ins Visier nehmen. Der schwäbisch-elektrifizierte Taycan, recht gut gestartet und bis zu 761 PS-Pferdchen (ja, durchaus auch ein Anachronismus in Zeiten der Elektromobilität) stark, zählt auch zur Gegnerschaft. Und das nicht nur auf dem Hollywood-Boulevard in Los Angeles, wo entlang des Walk-of-Fame das E-Auto-Schaulaufen so richtig angesagt ist. Bislang hat man freilich nichts vernommen, dass die in Greta-Grün gewandete Szene voll des Lobes für das schwäbische Erfolgsmodell gewesen wären. Dem Heilsbringer Elon Musk aber schadet das alles nicht. Ihm wird, und das nicht ganz zu Unrecht, gehuldigt. Power-E-Cars hin oder her, in Sachen Tesla kommt es wohl noch schlimmer: Volkswagen steht wegen seiner digitalen Anzeigen- und Bedienstruktur in neuen Modellen zu Recht in der Kritik. Aber dass es, anders als bei einem hierzulande verunfallten Tesla, ob der Tipp-Tapp-Scroll-Slide-Funktion schon mal zu einem Gerichtsurteil gekommen ist (carsandcritics.de hat berichtet), davon hat man (noch) nichts gehört. Aber: Nach dem Motto „Schlimmer geht immer“ hält im neuen Tesla-Top-Modell offenbar eine, von jedem Platz (!) aus bedienbare Spielekonsole ihren Einzug.. „Beach Bugs Racing“, „The Whitcher Wild Hunt“ und andere sinnvolle Freizeitbeschäftigungs-Krücken werden explizit als Beispiel angezeigt. Ob der Fahrer darauf immer zugreifen kann oder nur beim (halb-)autonomen Betrieb?

Ganz ohne Arg darf man die Lobeshymnen auf den kalifornischen (und demnächst wohl texanischen – Steuergründe?) US-Autobauer ein wenig dämpfen: Das Autogeschäft ist, so sagen es die neuen Zahlen, defizitär.Verdient wird mit CO2-Zertifikaten, die man anderen, weniger ökologisch (Tesla selbst hat 1100 PS, siehe oben!) unterwegs befindlichen Unternehmen verkaufen kann, damit diese sich von ihren Umweltsünden reinwaschen. Das klappt noch recht gut.

Die Betonung liegt auf „noch“. Denn die gebrandmarkten und zur Kasse gebetenen Sünder, die Namen verschweigen wir diskret, sind gerade dabei, ihre Fuhrparks umzustellen. Auf verbrauchsärmere, gegebenenfalls öko-schön gerechnete Elektro-Autos. Dann, ja dann, bleibt eben weniger Zertifikate-Geld übrig für den reichsten Menschen der Welt, für Elon, den neuen Daddel-King. (wip./Foto Tesla)