Von der einst berühmten Fahrt durch den Winter wird kaum noch Notiz genommen
Stell Dir vor, es ist Rallye Monte Carlo – und keiner berichtet darüber. Naja, das „keiner“ ist jetzt arg überspitzt, aber so ähnlich ist es schon. Früher, als die deutschen Starter noch in Bad Homburg über die Rampe Richtung Monaco rollten, war allein das schon der Tagesschau eine Minute wert. Und wenn die Hatz über die hohen Berge der Seealpen zu Ende war und die Cracks in den Hafen von Monaco einrollten, säumten Hunderte, wenn nicht Tausende das Ziel am Schwimmbad des monegassischen Kleinstaats, die Bilder gingen um die Welt.
Und heute? Am Wochenende ordentlich mal was im Fernsehen gesehen dazu – Servus TV und weniger frequentierte Spartenkanäle mal ausgenommen? Eine dürre Meldung im ARD-Videotext gelesen? Und nun, die Montagszeitungen. Vielfach nur die Siegerliste abgedruckt, selten mehr. Die altehrwürdige Rallye, abgedriftet in den Zahlenwust des Ergebnisteils.
Das war alles schon mal anders. In der Permanence, dem Herzstück des Rallyeorganisators, tummelten sich die Vertreter von Nachrichtenagenturen, schlugen sich, wenn nicht draußen an der Piste, die Nacht um die Ohren. Kurbelten sofort, per Telefon und Fernschreiber, die neuesten Entwicklungen durch. Jochi Kleint auf VW Golf Diesel in der Schneewehe, Walter Röhrl auf Opel mit Bestzeit auf der WP3, Michele Mouton im Audi Quattro auf Glatteis gegen eine Hausmauer, Björn Waldegard wieder mal top – das und natürlich die Zieleinfahrt, die Siegerehrung, dieses mit der Champagner-Flasche-auf-dem-Auto-Dach-Stehen – wurden in Bild und Ton weitergegeben. Um Mitternacht prügelten sich Radioreporter im Gasthaus auf dem legendären Col de Turini um das einzige Telefon (Handy, wo warst Du….) um stimmungsvoll von der wilden Fahrt über den Pass zu berichten.
Dramen spielten sich einerseits ab, auf Blitzeis wurden andererseits Helden geboren, Champions fuhren in Familienkutschen (Fiat 131 mirafiori) aufs Podest. Facetten von damals – und heute? Kaum haltbar, was Wikipedia aktuell dazu festhält: „Mit dem ebenfalls vom ACM ausgetragenen Großen Preis von Monaco, den 24 Stunden von Le Mans, der Rallye Dakar, dem Daytona 500 und den Indianapolis 500 gehört die Rallye Monte Carlo zu den prestigeträchtigsten Autosportveranstaltungen der Welt.“ Wirklich?
Bange Frage an die Leser? Wer hat denn im vorigen Jahr die Monte gewonnen? Äh, das war? Ja wer wohl. Und dieses Mal, am letzten Wochenende? Medial scheint da nicht viel durchgedrungen zu sein. Die Monte ist eben auch nicht mehr das, was sie mal war. Über die Gründe kann man nur spekulieren, sie dürften vielschichtig sein. P.S.: Der Sieger 2021: Sebastian Ogier auf Toyota. (wip./Foto Toyota)