Opel-Chef Lohscheller präsentiert den Corsa e / Foto Opel
Ein Autokauf steht an. Und damit die Frage, ob man auf Elektromobilität umschwenken soll oder nicht. Gar nicht so einfach, die Entscheidung, aber unterm Strich dann doch ganz klar.
Der ultraneue Opel Corsa e ist beispielhaft ins Auge gefasst. Ein schicker Klein- beziehungsweise schon ein Kompaktwagen, ordentlich gepowert dazu. Soll immerhin über 300 km weit kommen mit einer Akkuladung. Im Sommer zumindest. Alles gut also? Doch dann der Gedanke: Wie sieht es mit einem ebensolchen Corsa aus, aber benzinbetrieben. Also 130 PS stark, ebenfalls mit Automatik, ebenfalls mit ähnlich guter Ausstattung. Und da fängt nun das Grübeln an. Denn diverses Suchen und mehrere Anfragen ergeben, dass das elektrisch getriebene Modell unterm Strich selbst nach Rabatten und Abzug der Förderung doch rund 4000 bis 4500 Euro teurer kommt. Aber, aufgepasst, das ist noch längst nicht alles! Sollte es eine heimische Wallbox sein, weil das Auto sonst jeweils viele Stunden an der 230-Volt-Steckdose hängt, ergeben sich Zusatzkosten von etwa 700 Euro für das Gerät und 200 Euro für den Elektriker – sofern er nicht sogar neue, längere, teurere Anschlussleitungen oder Sonstiges verlegen muss.
So sind es schon 4900 bis 5400 Euro Mehrkosten beim Elektro-Auto. Und nun wird die Rechnung aufgemacht, die freilich nur grob und überschlägig sein kann, weil die exakte Bilanzierung nur nach persönlichen Gegebenheiten erfolgen kann. Dennoch: Gehen wir von 10 000 km Fahrleistungen pro Jahr aus. Und davon, dass der Corsa mit dem Benzinerherz unter der Haube gut gerechnet sieben Liter Super je 100 km benötigt. Ja, man hört den Aufschrei der Opelaner richtiggehend, denn der Verbrauch liegt wohl niedriger. Dennoch: Macht, bei vorsorglich mal höher angesetzten 1,55 Euro je Liter 10,85 Euro für 100 km, also 1085 Euro auf 10 000 km. Und der Stromer? Kommt (vielleicht) mit 17 kWh je 100 km aus. An der heimischen Steckdose (fremde Ladestationen sind zum Teil teurer) macht das bei 0,31 Cent je kWh 5,27 Euro, also 527 Euro bezogen auf die Jahresfahrleistung. Super, satte 558 Euro gespart! Dann noch der ungefähre Steuervorteil von 50 Euro, zack, 608 Euro gespart. Und die Wartung? Auch E-Autos müssen zum Service, rechnen wir mit einem geringeren Aufwand gegenüber dem Benziner und schreiben jährlich 80 Euro gut. Wow! 688 Euro Vorteil für das E-Auto.
Doch nun kommt der Tiefschlag oder das, was viele Autokäufer nicht bedenken: bei 4900 Euro Mehrkosten muss man sieben Jahre lang fahren, ehe die Mehrkosten amortisiert sind. Sieben Jahre! Bei 5400 Euro Mehrkosten gar fast acht Jahre! Da ändert sich auch nicht viel daran, wenn der Superpreis um zehn Cent je Liter steigen würde und man sonst noch einen Zehner raus oder dazu rechnet.
Also acht Jahre sind wegen der E-Modell-Mehrkosten bis zur Rentabilität zu fahren. Acht Jahre! War da nicht was? Was taugt dann der Akku? Lädt er noch zu 70 oder zu 80 Prozent oder gar weniger? Einen neuen Akku für das dann sieben Jahre alte Auto kaufen – eine Investition, die in die Tausende geht und für ein Auto dieses Alters nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll ist. Und wie steht es mit dem Verkauf dieses gut gebrauchten Corsa e mit dem alten Akku? Das weiß heute noch keiner. Nach acht Jahren aber sollte ein Benziner mit 80 000 km auf der Uhr noch einigermaßen gut laufen. Der Beweis? Der Altersdurchschnitt deutscher Diesel und Benziner im Bestand liegt heute bei neun Jahren…und sie fahren immer noch. (wip.)