Bei Leistung und Verbrauch war der Mercedes 450 SEL 6.9 das Maß der mobilen Dinge / (Foto Mercedes-Benz)
Moderne Autos lassen Oldies und Youngtimer alt aussehen: Weniger Sprit, plus mehr Leistung, Komfort und Sicherheit
Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Das überlegene Leistungspotenzial und die kultivierte Laufruhe verhelfen dem großvolumigen Achtzylinder zu einer absoluten Spitzenposition, die nicht zuletzt noch einen positiven Aspekt dadurch bekommt, dass sich der Testverbrauch mit 23,2 Liter/100 km….in durchaus akzeptablen Grenzen hielt.“
23,2 Liter Super pro 100 km – und das soll akzeptabel sein? Das dürfte heute Autogegner auf den Plan rufen und einen Shitstorm ohnegleichen auslösen. Doch immer langsam mit den 286 unter der Motorhaube des Gas-Guzzlers untergebrachten Pferden: Bei dem Zitat handelt sich um den Nachdruck eines Testberichts von auto, motor und sport – und betrifft den anno 1975 geprüften Mercedes 450 SEL 6.9. Wieder gefunden und als historischer Test veröffentlicht in der Februar-Ausgabe Nummer 5 des Jahres 2021.
Was aber soll uns diese Replik nun sagen? Es liegt auf der Hand: Früher war eben nicht alles besser, wie der Vergleich zeigt. Das gleiche, in Stuttgart beheimatete Medium, anders als früher auch digital aktiv, attestiert online einem vergleichbaren 2021er-Modell dieser Baureihe einen Verbrauch von 9,8 Liter Super je 100 km. Das sind 13,4 Liter oder 58 Prozent weniger. Na klar, Fortschritt, wird nun so mancher sagen. Aber, halt: 435 PS liegen jetzt an, 149 mehr als beim Oldie. Gut, keine acht, sondern nur sechs Zylinder. Dafür beim S 500 4matic noch Allradantrieb. Und optimal abgasgereinigt, dazu mit Komfort- und Sicherheitsfeatures vollgepackt, deren Namen und Wirkungsweise man vor über 40 Jahren weder kannte noch erahnen konnte. Und trotzdem kommt der aktuelle Top-Typ mit viel, viel weniger Sprit aus.
Das ständige Genörgel wonach Autos immer größer und schwerer (aber, was niemand bekrittelt: auch sicherer und komfortabler) und damit vermeintlich durstiger geraten, wird aber nicht nur am Beispiel des ams-Tests ad absurdum geführt. Siehe hier: Stammt aus der AutoZeitung Nummer 6, betrifft die Rückschau auf den Peugeot 208 GT. Damals ein richtiger Quirl mit seinen 105 PS. Nur 3,70 m lang, nur 850 kg schwer – aber ein Verbrauch von 9,7 Litern pro 100 km. Damals! Denn das Gegenstück der Jetzt-Zeit, der 208 mit 130 PS, 4,06 m lang und 1235 kg schwer, kommt trotz aller neuzeitlichen Einbauten und viel besseren Fahrleistungen laut ADAC mit 6,5 l pro 100 km. aus. Vergleich Audi Sport quattro vs. Audi RS 5 Coupé gefällig? Mit 306 (einst) gegen 450 (heute) PS: 14,8 Liter gegen 8,7 Liter.
Die historische Rückschau ließe sich um einige Beispiele erweitern. So um einen 3,30 m langen, geradezu fliegengewichtigen (630 kg)  Suzuki Alto, der mit seinem 40-PS-Dreizylinder-Motor damals im Test auf 8,8 l kam. Oder um eine Alfa Giulia in TI-Ausführung, mit 4,10 m kompakt, 92 PS stark und nur 1049 kg schwer – aber mit der Bürde eines 12,4-Liter-Verbrauchs gestraft. Früher war…. ach, lassen wir das. Die Vergleiche sprechen für sich. (wip.)