Nicht auf einer Auto-Schau: Mercedes AVTR Vision glänzt zur CES in Las Vegas mit Mercedes-Chef Ola Källenius (rechts) und Avatar-Macher James Cameron.        Foto Mercedes-Benz
Autoausstellungen kassieren immer mehr Absagen, die Fans müssen sich mit Internetstreams bescheiden
Automessen waren einst die Hochämter der Branche. Gern wurde von einem Mekka für Automobilisten gesprochen, von Muss-Meetings für In- und Outsider. Doch das ist Vergangenheit. Der Autointeressierte von heute begibt sich vielleicht noch zu einem nahegelegenen Event für ein einzelnes Modell. Und dann eher, um irgendein teilnehmendes B-Sternchen zu sehen oder gute Häppchen am Buffet abzugreifen. Aber sonst? Was sonst: Internet!
Ohne dass man sich vom heimischen Sofa oder vom Liegestuhl in südlichen Gefilden erheben muss, kann man das neue Objekt seiner Begierde bestaunen. Und, sofern schon marktreif, im Konfigurator drehen und wenden, die Farben, die Felgen, die Polster, das Dashboard und was nicht noch alles ins Bild montieren, bis der personalifizierte Traum auf Rädern erschaffen ist. Autobau 4.0.  Falls Zweifel bestehen, bleibt immer noch der Gang zum Händler, um dort eine Sitzprobe zu nehmen.
Früher hat man das auf Automobilausstellungen gemacht. Die Menschen standen Schlange, um, einfach mal weit zurückgeschaut, im neuen Ford Taunus Platz nehmen und liebevoll übers Lenkrad streichen zu können. Dann, Jahre später, kamen Selfies auf. Ich und der neue Maserati, Ich und Hostess Melania. Ich und der Chef von…ach ja. Die Chefs. Auch für die war es ein Rendezvous mit allen. Mit Journalisten. Mit Konkurrenten. Und mit Politikern, die Labsal wie „Ich bin der Kanzler aller Autos“ verkündeten.
Und heute? Wird eine Live-Schalte über eine Internet-, oder, so dem Sparzwang nicht zum Opfer gefallen, einer Satellitenverbindung gemacht. Der Chef steht in einer Halle des Malochers, schlipslos mit jovial-jugendlich offenem Kragen, Jeans und Sneakern. Fehlen noch Rezo-rote oder blaue Haare. Und das mäßig interessierte Volk sitzt daheim vor einem Y- oder X-Tube-Kanal (Kleiner Scherz: letzteres ist ja meist nicht jugendfrei!) und guckt mit dem Glas in der Hand (je nach Güte der Marke und des Modells Champagner oder Bier) dem Treiben zu. Das spart Geld! Sowohl dem Zuseher als auch dem Veranstalter. Keine aufwändigen Reisen zum Ort einer Autoshow, keine teuren Hotels, keine unliebigen Reporter, kein Jetlag, kein Zeitverlust.
Und in diesem Kontext muss man sehen, was dieser Tage passiert ist: Audi. BMW und Mercedes haben für die Autoshow in New York abgesagt. Die Motorshow in Detroit ist eh längst passé, gerade mal noch der CES-Event in Las Vegas (siehe www.carsandcritis.de-Bericht) kann als en vogue bezeichnet werden. Und das, obwohl kaum einer der jungen, nach faltbaren Smartphones und fernsteuerbaren Espressomaschinen lechzenden, jugendlichen Nerds so schnell in der Lage sein wird, ein – sagen wir mal – Auto mit dem Stern zu kaufen. Doch das Fernbleiben in New York ist noch nicht die letzte der Hiobsbotschaften für Auto-Messen–Veranstalter: Ford, Opel, Peugeot und Citroën werden der Messe, dem altehrwürdigen Salon zu Genf, fernbleiben, andere folgen womöglich noch. Und die IAA? Man denke an das letztjährige Desaster und die kalte Schulter, die man von der Stadt am Main gezeigt bekam. Quo Vadis IAA? Köln interessiert sich dafür, vielleicht auch Hannover, Berlin (ausgerechnet Berlin!), womöglich auch. Und München. Könnte noch was werden, wenn dann in einer dieser Städte die neue Mobilitätsmesse stattfindet. Felgen zu Fahrrädern, Autobatterien zu E-Rollern, Verbrennungsmotoren zu Pflugscharen. Das Ende ist nah! (wip.)