Der Macan ist klar, ein Porsche, in der Statistik gilt er als Geländewagen. Auch wenn er wohl nie Sand unter den Rädern hat. (Foto Porsche)
Deutsche Marken sind bei ihrem SUV-Anteil nur Mittelmaß / Lexus, Mazda, Mitsubishi und Hyundai liegen vorne
Hier irrt die öffentliche Meinung: BMW, Volkswagen und Ford werden nicht von SUVs dominiert
Vor allem deutsche Autohersteller stehen häufig in der Kritik, weil sie vermeintlich (zu) viele SUV-Fahrzeuge anbieten. Dass sie dabei eher in den gehobenen, größeren Klassen unterwegs sind, ist Stand der Dinge, das gilt auch für Limousinen und Sportwagen. Aber mal ehrlich, Butter bei die Fisch: Der Blick in die letztjährige Zulassungsstatistik zeigt, zumindest oberflächlich betrachtet, ein ganz anderes Bild. Denn die eigentlichen SUV-Sieger kommen, wenn man nicht die reinen Stückzahlen, jedoch deren Anteil an den jeweiligen Marken-Zulassungen betrachtet, nicht aus Deutschland, beziehungsweise von deutschen Marken, sondern meist aus Fernost.
Ganz vorne mit dabei: die Tochter des gerne mit einem grünen Label versehenen Hybrid-Auto-Pioniers Toyota. Mehr als ein Dreiviertel aller hierzulande verkauften Lexus-Modelle entfallen demnach auf das SUV-Segment. Nicht minder erfolgreich: Mazda mit 64 Prozent SUV-Anteil. Weiter geht’s mit Fernost-Fahrzeugen: Mitsubishi ist mit etwas über 50 Prozent SUV-Anteil die Nummer 3. Auch dahinter hat sich eine Marke aus dem asiatischen Raum etabliert, denn ein 45prozentiger Anteil schlägt für Hyundai zu Buche. Und dann doch, hier der erste aus der Europa-, nämlich von der Deutschland-Riege (VW-Konzern): Seat. Und die Wolfsburger selbst? Hinken mit 15 Prozent Anteil eher dem Trend hinterher. Im Vergleich dazu hat Honda einen SUV-Anteil, der dem Dreifachen entspricht. Nissan, das einst die eher langweilige Limousine Primera dem Crossover-Typ Qashqai opferte, ebenfalls weit vorne mit dabei. Und auch Suzuki fährt wacker weit vorne mit. BMW, nur mit 16 Prozent seiner Zulassungen am SUV-Markt tätig, wird locker von Opel (26 Prozent) überholt. Opel hängt BMW ab, wer hätte das gedacht. Ford? Verkauft derzeit „nur“ ein Fünftel seiner Autos unter dem Label SUV. Aber auch das dürfte sich bald ändern. Denn die Tage des Mondeo (Limousine, Kombi) sind wohl gezählt. Er soll demnächst auslaufen und ersetzt werden. Durch was wohl? Durch ein SUV!
Aber das ist alles nur die halbe Wahrheit. Denn die Statistik lügt. Wie kann man das nur behaupten? Das sind amtliche Zahlen. Ja, richtig. Aber das Kraftfahrtbundesamt KBA gliedert, was verwirrend erscheint, anders. In SUV und in Geländewagen. Es gibt zwar Gründe, warum das so ist, erschließt sich aber letztlich nicht. Die Erklärung dazu würde hier den Rahmen sprengen. Aber das Ganze mutet zumindest ein wenig anachronistisch an. Denn der erfolgreichste aller SUV’s, ja, sagen wir es so, kommt von VW und trägt die Nomenklatur Tiguan. Aber: Der wird amtlich als Geländewagen geführt, obwohl die reinen Frontantriebs-Versionen kaum im schweren Gelände gesichtet werden dürften. Auch der Porsche Cayenne und sein kompakteres Pendant Macan werden wohl in den seltensten Fällen Schlamm und Schmutz unter den Rädern haben, es sind Autos wie gemacht zum Schaulaufen an der Kö und auf der Leopoldstraße. Aber: Das KBA listet die Boulevard-Beaus als Geländewagen! Gleiches gilt für diverse BMW-, Mercedes- und Audi-Hochsitzer.
Das Interessanteste dabei aber ist die finale Zusammenfassung. Und da liegen dann durch viele Medien geisternde Meldungen „zu SUV’s“ schlichtweg falsch, weil selten addiert wird. Geht man nämlich davon aus, dass – abgesehen von Hardcore-Produkten wie LandRover Defender, Jeep Wrangler oder Vergleichbare – beide KBA-Segmente letztlich ein und derselben Fahrzeuggruppe zuzuordnen sind, dann kommt Erstaunliches zutage: fast ein Drittel aller neu zugelassenen Fahrzeug entsprachen 2020 dem Genre SUV und Geländewagen. Kompakte? Kleinwagen? Alle abgeschlagen. Schon für das Jahr 2021 gilt: Den SUVs und den nicht allzu martialischen Geländewagen ist es gelungen ihr Segment des Marktes an der Spitze zu etablieren. Und die Autohersteller, ganz egal ob aus dem Vereinigten Königreich, Fernost, USA, Frankreich, Schweden  oder Deutschland, handeln in der Modellpolitik danach: „The trend is your friend“ – oder noch besser gesagt: „Never change a winning SUV.” (wip.)