Erste Auslieferung Anfang September / Späteres Softwareupdate nötig / Komplette Funktionen ab 4. Quartal 2020 / Ungeduldige First Mover sollten sofort zugreifen

Nach den Chaos-Tagen bei Volkswagen ist in Wolfsburg und im ID.3-Produktionsort  Zwickau eine neue Art von Entschlossenheit zu spüren. Einer Reihe von Mitteilungen sind jene Botschaften zu entnehmen, die für konzentrierte Ruhe zwischen Arbeitnehmervertretung und Unternehmensführung, für klare Aussagen zu einem längst abgesetzten Shitstorm-Werbevideo sowie zur Terminierung des Elektro-Autos ID.3 unter dem VW-Markenzeichen sorgen sollen. Einerseits wird der ungeduldige und von der Notwendigkeit zum schnellen Erfolg getriebene Herbert Diess in seiner Position als Konzernchef gefestigt, andererseits aber übernimmt der VW-Fachmann Ralf Brandstätter künftig die Zuständigkeit für die Kernmarke VW. Gleichzeitig wurden neue Kontrollmechanismen angekündigt, die einen „shitstorm“ im Netz nicht mehr aufkommen lassen. Ein als rassistisch interpretiertes VW-Werbe-Video hatte für Empörung im Netz gesorgt. Und zumindest vorerst sind keine weiteren Personalentscheidungen angekündigt, das von „auto, motor und sport“ gemutmaßte Warmlaufen des Personalkarussels wurde fürs Erste vermieden. Alles nach dem Leitsatz, Ruhe sei des Managements erste Pflicht. Wobei im Hintergrund wohl die einflussreichen Aktionärsfamilien Piech und Porsche tätig geworden waren.

Das VW-Markengewächs Brandstätter hat offensichtlich bereits in einer seiner ersten Amtshandlungen für klare Aussagen zum Start des von Elektronik-Malaisen, von Gerüchten und Vermutungen geplagten ID.3 gesorgt. Das in seiner ersten Serie ausschließlich als viertüriges Steilheckmodell angebotene E-Mobil wird in Zwickau gefertigt und soll nun laut Pressemitteilung nicht mehr „im Sommer“, sondern ab September 2020 an die ersten Kunden ausgeliefert werden. Diese sind für Volkswagen die „First Mover“ und öffnet den „1st Mover Club“ für „alle Frühbucher, die ihren ID.3 „nun so schnell wie möglich bekommen“ sollen: „Als Dank für ihre Loyalität zur Marke“, wie es heißt. Allerdings müssen sich die Erstbeweger des ID3. wegen zweier noch nicht funktionierenden Digitalfunktionen (App Connect und Fernbereich des Head-up-Displays) weiterhin gedulden, diese wandern erst bei einem späteren Softwareupdate – zum Beginn des nächsten Jahres –  in den Elektro-VW. Nach diesem leicht stotternden Start zündet VW in relativ rascher Folge die nächste Stufe seiner ElektroMobilität. Jene ID3.-Frühbucher, die nach VW-Einschätzung wohl „etwas mehr Geduld“ aufzubringen in der Lage sind, wählen die zweite Option, nämlich mit einem Auslieferungstermin im 4. Quartal 2020. Dann seien auch bereits die anfänglich fehlenden Funktionen arbeitsbereit an Bord, heißt es bei VW. Vertriebsvorstand Stackmann sieht in dem „1st Mover Club“ mit „direktem Draht“ zu Volkswagen nicht nur einen „Ausgleich für die lange Wartezeit“, sondern hält zudem eine handfesten Vorteil bereit: „Als Dankeschön fahren alle 1st Mover im Leasing die ersten drei Monate ratenfrei“, verspricht Stackmann.

Als weiteren Anreiz spendiert Volkswagen der Erstauflage des ID.3 1st einen gut bestückten Start: Denn der elektrische VW fährt gleich mit der größeren 58-kWh-Batterie vor, der E-Motor an der Hinterachse leistet 150 kW, in Verbindung mit einem maximalen Drehmoment von 310 Nm und enthält eine durchaus bemerkenswerte Besonderheit: Der ID.3 1st kommt für alle 1st Mover im Leasing mit einem Ladeguthaben für ein Jahr inklusive.

Auch über die Preise haben die Vertriebsprofis schon nachgedacht. Allerdings wird der VW ID3. in seinen ersten drei Versionen zumindest zum Start kein Billigheimer: In der Basisausstattung sind für den deutschen Markt nämlich „unter“ 40 000 Euro einzuplanen. Und das bedeutet nach aller Erfahrung eher 39 950, statt 34 950 Euro. Für den ID.3 1st Plus setzt VW dann den Preisrahmen bei „unter 46 000 Euro“ und beim ID3.1st wird die Schwelle „unter 50 000 Euro“ eingezogen. Wobei bereits die Basisversion beim ersten Blick auf die serienmäßige Ausstattung kein Leben in Armut signalisiert.

Bis 2022 will VW in „allen wesentlichen Fahrzeugsegmenten“ Elektroautos anbieten und investiert dafür viel Geld. 33 Milliarden Euro bis 2024 konzernweit und davon allein für die Marke VW elf Milliarden. Wann Volkswagen mit der unter dem Strich gesetzlich verordneten E-Mobilität tatsächlich Geld verdien kann, das ist noch kein Thema für einen Sturm im Netz. (wp./Foto Volkswagen)