Im unscharfen Schmelz der Jahre: Renault Espace, die erste Generation / Foto Renault

Der erste Entwurf ist häufig der größte Wurf: In der Garage von Wolfi parkt in der Reihe des praktischen und schönen Autos fürs Leben ein Renault Espace. Er ist mobile Architektur: Funktion pur, vier Türen, eine riesige Heckklappe, alles wie mit Spontan-Strichen gezeichnet, eine schräge Frontpartie aus der Kiste mit den Bauklötzchen, die Ruhe des Rechthabers tragend, der wusste, wie das Auto für die Familie der Vernunft und für den Freizeit-Menschen der Satelliten-Siedlungen auszusehen hatte. Mit zwei Metern Staulänge im Innenraum für die kleinen Fluchten am Wochenende. Emotionen lieferten die Farben, alle leider etwas triste und daneben, in Elfenbeinmatt, Kinderbreigrünlich Müderot lackiert um die Mitte des Leibes, unten herum schwer mit Kunststoff verplankt gegen die tückischen Rempler der Großstadt und oben ein dunkles Dach. Dazwischen lebt mit viel Glas und grazilen Pfosten die Zukunft des Raums auf Rädern, und sehr karg, aber zweckbestimmt möbliert, alles aus braunem und grauem Kunststoff, buntige Sitzbezüge, kleine Tupfer der Freude, abwaschbar und spröde, aber sowas von strapazierfähig. Deutlich unter 30 000 Mark kostete damals der familiäre Renault-Trip in die Welt des Vans, ein Autotyp, der durchaus Zukunft hatte, aber dem nun, gut dreißig Jahre später, die Pensionierung seines Auftrags droht, nicht ohne Grund heißt der jüngste Renault Espace nur noch so, schönen Raum bietet auch diese fünfte Generation, aber ihre Aufgabe ist das Ende der Van-Bauweisen. Denn nun sieht der Espace eher aus wie ein flacher SUV, eine Mischung aus Kombi, Geländewagen und einer Zukunftsvision, die nicht weiß, an welche Käufer sie sich zu wenden hat. Dagegen war der erste Espace technisch eine Vision und eine Kampfansage an die Mini-Autos: Offensichtlichem Prestige verweigerte sich der erste Espace, trumpfte aber auf mit inneren Qualitäten wie seinem Zwei-Meter-Laderaum mit flachem Boden, den Einzelsitzen zum Herausnehmen, zum Aus-, und Umbauen, mit drei Sitzreihen und einer ewig haltenden Karosserie aus nichtrostendem Kunststoff. Der wurde auf ein Metall-Skelett montiert und hält noch heute, wirkt aber immer matter. Einige der 1984 im Sommer präsentierten Espace Nummer Eins sind noch unterwegs, mit Frontantrieb und dem 258 Zentimeter langen Radstand. Und die Planken demonstrieren ihren Wert: Malträtiert vom Leben in der großstädtischen Rücksichtlosigkeit sind sie der Schutz vor den anderen. In der Van-Abteilung ist der Renault Espace der beste Wurf aller Zeiten. (wp)